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Kurztrip Hintersee

Oktober 28, 2017 - Lesezeit: 7 Minuten

Für einen kleinen Kurzurlaub (4 Tage) ging es Anfang Oktober in das Berchtesgadener Land, genauer gesagt zum Hintersee. Das ist so ziemlich die südöstlichste Ecke Deutschlands und knapp 2 Autostunden von München entfernt. Nach langer Abstinenz von den Bergen, wurde es Zeit sich dort mal wieder blicken zu lassen. Die Wahl ist dann auf den Herbst gefallen, auch weil es im Grunde meine Lieblingsjahreszeit in Deutschland ist. Natur und Herbst, passt ja sowieso. Direkt Vorweg kann ich sagen, wer ein Bergidyll sucht ist am Hintersee und in seiner Umgebung genau richtig. So verwundert es wenig, dass sich der Rundweg um den See auch Malerweg nennt. Der See selbst ist gar nicht so riesig (muss er aber auch nicht) und lässt sich in gemächlichem Tempo in gut einer Stunde umrunden, wer ständig halt macht um die Landschaft zu genießen, Bergmassive im Hintergrund, ein parallel verlaufender Bach und den ein oder anderen Schlenker einbaut wird auch locker zwei Stunden dafür aufbringen können. Der Hintersee ist ebenfalls ein guter Ausgangspunkt für die unterschiedlichsten Wanderungen und Spaziergänge, z.B. zur Halsalm oder durch den Zauberwald, immer am Klausbach vorbei, in den nahegelegenen Ort Ramsau. Zauberwald klingt zuerst irgendwie übertrieben verwunschen, trifft es aber letztendlich ziemlich gut. So haben sich vor langer, langer Zeit Gesteinsmassen aus dem umliegenden Bergmassiv gelöst und sind in das Tal gestürzt (so wurde auch der Hintersee natürlich gestaut). In Kombination mit der umliegenden Natur entstand ein Geotop durch das jetzt ein kleiner Wanderweg führt und der Klausbach, bzw. die Ramsauer Ache fließt. Der Ort Ramsau entspringt dann für Touristen wie mich, erneut dem Bilderbuch oder auch dem Klischee eines bayrischen Bergortes und das ist in diesem Fall keines Falls negativ zu bewerten.

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Etwas Umgebung

Wer ein Auto dabei hat ist von hier in ca. 15-20 Minuten in Berchtesgaden (Bus geht natürlich auch), findet dort das bekannte Salzbergwerk und auch etwas mehr (Alt)Stadt mitsamt Schloss. Ist man länger in der Region sieht man sich mit Sicherheit dort mal zwischen den doch größeren Ansammlungen älterer Mitmenschen wieder. Ein Muss sehe ich da aber nicht. Vorbeigeschaut haben wir auch kurz am, vermutlich bekannterem, Königssee, dessen stark touristischer Touch mich dann aber doch überrascht hat. Souvenirläden reihen sich zu Beginn aneinander wie auf diversen Promenaden der Mittelmeerinseln und haben uns auch etwas fehlgeleitet. Lässt man das aber hinter sich gibt es mit Sicherheit auch wieder schöne Wege (Königssee – Obersee z.B.) und viel Natur ja sowieso. Für uns ging es aber lieber wieder zurück in Richtung Ramsau/Hintersee.

Wimbachklamm, Schloß und Gries

Wimbachklamm

Da waren nun also die Berge ringsherum und eine Wanderung, die sich auch so nennen darf, sollte es dann auch für die Stadtmenschen aus dem Ruhrpott sein. Zumindest an einem Tag. Die Wahl fiel auf eine der wohl beliebtesten Touren mit der Wanderung zur Wimbachgrieshütte. Bestes Herbstwetter mit Sonne und ab mittags sogar 18-20 Grad. Optimal. Man beginnt mit der beeindruckenden Klamm am Talanfang, folgt dem problemlos begehbaren Waldweg entlang des Wimbaches und wandert dann stetig bergauf bis zum Wimbachschloß (ca. 90 Minuten), welches doch eher eine (früher wohl mal königliche) Jagdhütte ist. Ein guter Punkt für eine Pause, wenngleich es hier auch keine überragenden Snacks (Wurst und Suppen/Eintöpfe) zu etwas angehobenen Preisen gibt. Angebot und Nachfrage halt. Hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen und gut 90% der Menschen gehen scheinbar nicht weiter, denn trotz Wochentags und dem nahen Saisonende (viele Hütten schließen bereits Anfang Oktober), oder dann vielleicht auch wieder gerade deshalb, waren die Wege ganz gut besucht, aber auch nicht überlaufen. Es geht dann konstant steigend auf grobem Schotter und von weniger Wald begleitet, also mehr Stein als Stock, dem sogenannten Gries, für ca. 2 Stunden weiter bergauf, bis zur ebenfalls noch bewirteten Wimbachgrieshütte. Diese liegt mehr auf einem Hochplateau umgeben von den Gipfeln der umliegenden Berge. Wanderwütige können hier innerhalb der Saison auch Stop für mehrtägige Touren machen und übernachten. Mit dem „Abstieg“ waren wir dann auch wieder gute 2 – 2 1/2 Stunden beschäftigt und haben das Finish im Tal beim Wirtshaus Hocheck mit Cappucino und Strudel beschlossen. So steht am Ende eine schöne Tagestour mit tollen Landschaften und guten Möglichkeiten für bewirtete Stops. Die Wege sind recht breit und gut begehbar (vermutlich ein Frevel so etwas zu sagen, aber bequeme Jogging/Sportschuhe mit gutem Profil sind in meinen Augen völlig ausreichend), die stetige Steigung anspruchsvoll aber nicht überfordernd. Somit ist es eine wirklich gute Einsteiger oder Auftakttour, für alle die etwas mehr wollen als einen Spaziergang. Wundert mich nicht, dass es scheinbar eine der beliebtesten Touren ist.

Wimbach Gries

Unterkunft & Co.

Gewohnt haben wir direkt am Hintersee im Wörndlhof. Einer sehr gepflegten Pension die von einer jungen, ungemein freundlichen Familie in 3. Generation betrieben wird. Es gibt schöne helle Zimmer (ordentliche Betten), mit Berg oder Seeblick, ein gutes Frühstück inklusive, sowie ein Restaurant wo man auch ein leckeres Abendessen und ein gutes Bierchen bekommen kann (gegen Aufpreis). Empfehlenswert ist auch der Gasthof Seeklause mit ebenfalls sehr leckerer deutscher Küche. Schaut man sich im Netz um sieht man aber generell wenig schlechte Gastronomiebewertungen in der Gegend.

Sonstiges

Gelungen fand ich die offizielle App des Berchtesgadener Land, mit vielen Infos, Tourenvorschlägen, sowie Offline Karte mit GPS Unterstützung, denn ja es gibt dort nicht überall guten Handy Empfang und das ist auch gar nicht so schlimm, weniger Internet, mehr Natur. Bei schlechtem Wetter gibt es auch zwei Thermen und für den Sommer noch Rodelbahnen. Interessant wäre sicherlich auch die Fahrt über die Roßfeld-Panormastraße und nach Salzburg ist es auch nicht weit.

Fazit

Begünstigt durch super Herbstwetter war der Kurzurlaub am Hintersee und dem Berchtesgadener Land ein Volltreffer. Meine Erwartungen wurden deutlich übertroffen, tolle Bergwelten, verwunschene Wälder in Herbstfarben und nicht zuletzt der idyllisch, romantische Hintersee sind wirklich die Reise wert. Vermutlich ist während der Hauptsaison etwas mehr Betrieb, aber gegen Anfang Oktober war es sehr angenehm. Gut zum entspannen. Da es in der Region wirklich noch einiges zu entdecken gibt kann ich mir gut vorstellen das man mich dort wiedersieht. Vielleicht ja auch mal im Winter.

Links

https://www.berchtesgaden.de/home

http://www.woerndlhof.de/

http://www.wimbachgrieshuette.de/

http://www.wimbachschloss.net/