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Tour de Normandie - Teil 3

April 6, 2018 - Lesezeit: 8 Minuten

Ein weiteres bekanntes Wahrzeichen der Normandie und von Frankreich im Allgemeinen ist der Mont-Saint-Michel. Außerhalb von Paris gehört das auf einer kleinen Felseninsel gelegene Kloster zu den beliebtesten Zielen des Landes. Über Landstraßen und die A84 (Mautfrei!) erreicht man Le Mont-Saint-Michel von Arromanches/Bayeux in ca. 90 Minuten und fährt im letzten Abschnitt direkt darauf zu („Ich seh‘s!!“). Der Parkplatz ist großflächig angelegt (sieht eher nach Phantasialand aus) und lässt erahnen mit welchen Besucherzahlen hier teilweise zu rechnen ist. Glücklicherweise waren wir außerhalb der französischen Ferien und an einem Wochentag dort, es hielt sich also noch in Grenzen. Am Parkplatz gibt es ein schönes Informationsgebäude rund um den Mont und von hier fahren auch die kostenlosen (Parken ist dafür teuer und gleicht das wieder aus) Shuttle Busse los. Wer will kann auch zu Fuß über die seit 2014 fertiggestellte Stegbrücke laufen oder gegen Aufpreis eine Pferdekutsche nehmen. Man kann wohl auch direkt durch die Bucht und das Watt wandern, sollte dies aber nicht ohne Führer und Blick auf die Gezeiten machen, denn diese gelten an dieser Stelle als sehr gefährlich. Die schnell kommende Flut kann den Wasserstand hier über 10 Meter ansteigen lassen. Wir erwischten einen sehr stürmischen Tag (wirklich!) und nahmen den Bus. Bei schönem Wetter würde ich auf jeden Fall empfehlen den Weg zum Kloster über die Brücke zu laufen. Angebliche Dauer ca. 35 Minuten.

Mont Saint Michel

Auf der Insel selbst findet sich eine kleine Stadt nebst verschlungenen Gassen, die hinauf zum Kloster führen. Es fühlt sich doch schon ziemlich mittelalterlich an und die Konstruktion des Ganzen in und um die Felsen ist sehr beeindruckend, wie auch der tolle Blick über Bucht. Zwischenzeitlich dachte ich tatsächlich an Minas Tirith, aus der Herr der Ringe Trilogie und siehe da, die Setbauer ließen sich für den Film wohl wirklich hier inspirieren. Ansonsten ist das ganze natürlich mal wieder kommerzialisiert. In den Wohngebäuden finden sich jetzt hauptsächlich Souvenir Shops (inklusive cooler Langschwerter, hätte gerne gesehen das einer der vielen Touris aus Asien eines kauft) und Restaurants. Eintritt in das am Kopf des Felsen gelegene Kloster erhält man nur gegen Aufpreis von 10 € pro Person. Etwas schade, aber ganz dringend musste ich das jetzt nicht haben, es lohnt sich auch so. Schade fand ich übrigens, dass es zwar den wirklich ordentlichen Infopoint am Parkplatz gibt, aber rein gar nichts am Mont-Saint-Michel selbst. Ein paar der üblichen Infotafeln wären sicherlich nicht verkehrt gewesen, auch während der kurzen Busfahrt wären Infos über Lautsprecher möglich. Denn hier gibt es wirklich mal ein paar spannende Geschichten über den Bau des Klosters, die Legende des Heiligen Grals und auch das Projekt die Insel, wieder zur richtigen, dauerhaft von Wasser umschlossenen Insel zu machen ist durchaus eine kurze Info wert. Alles in allem ist ein Besuch schon sehr empfehlenswert. Sofern man die Möglichkeit hat sollte man die absoluten Stoßzeiten vermeiden (Ferien und Wochenende), sonst ist es sicherlich ein Gedränge und Geschiebe ohne Ende.

Bildbeschreibung

Nachfolgend noch ein paar Erkenntnisse die ich in der kurzen Zeit in der Region gesammelt habe.Bayeux ist ein nettes, typsich französisches Städtchen. Bekannt für seinen Wandteppich, den ich mir aber nicht angesehen habe. Natürlich gibt es eine Kathedrale, deren gotischen Touch sogar ich direkt erkannt habe und eine recht lebendige, kleine Innenstadt mit Läden und Restaurants. Für eine Kaffee- oder Snackpause ist z.B. Liberty Coffee, in der Rue Saint-Patrice zu empfehlen. Für alle die, wie ich, auf französische Supermärkte stehen ist das noch recht neue Leclerc vor Ort ein guter Tipp. Hier gibt es wie gewohnt alles was das Herz begehrt und auch viele lokale Produkte, sogar die Boulangerie/Patisserie ist ziemlich gut und deutlich besser als vieles was man sonst in den großen Supermärkten bekommt. Wer es mit Sicherheit traditionell mag geht natürlich in eine der vielen kleinen Boulangerien, wie z.B. „Clair de Lune“ in Arromanches. Da hier alles frisch von Hand gemacht wird ist die Auswahl aber in der Nebensaison kleiner und es kann auch passieren das Produkte ausverkauft sind. Lohnt sich natürlich trotzdem. Und wo ich so schön beim Essen bin, ist die Gegend bekannt als Fangregion für Jakobsmuscheln (Coquilles Saint Jacques). Der Fang ist aber stark reglementiert in Bezug auf Menge, Größe, sowie Fangzeitraum (Oktober bis April). Korrekte und frische Qualität wird mit dem „Label Rouge“ gekennzeichnet. Bei vielen Restaurants vor Ort stehen Gerichte mit der Muschel auf der Karte. Außerdem empfehlen kann ich noch den Livarot, einen kräftigen Käse aus der Normandie, der natürlich nicht ganz so bekannt ist wie der Camembert, mir aber auch gut geschmeckt hat (auf jeden Fall typisch franzsösich mit Baguette essen). Er ist etwas fester und erinnert leicht an den auch in Deutschland bekannten Saint Albray oder Chaumes. Zuletzt gibt es außerdem sehr viele Cidre (Apfelwein) Hersteller und natürlich auch den Calvados Schnaps (man spricht das "s" am Ende übrigens oder sagt nur "Calva"). Auf vielen lokalen Lebensmitteln findet man einen „Gourmandie“ Aufkleber, einer Initiative zur Förderung der regionalen Produkte. Unter https://www.saveurs-de-normandie.fr/ findet man alles Infos und auch eine schöne Lebensmittelkarte der Normandie.

Gutes Essen

Schließlich neigt sich die Tour de Normandie dem Ende zu. Die letzte Nacht und den letzten Abschnitt verbringen wir in Rouen. Geschlafen wurde im noch neuen Campanile Mermoz, dessen Lage praktisch, aber nicht schön ist. Das Hotel selber ist nichts Spezielles, aber sauber und verfügt auch wieder eine gute Dusche, sowie über ein ordentliches Bett. Im Gegensatz zu manch altem Campanile oder Ibis ist das schon ein sehr großer (positiver) Unterschied und letztendlich eine gute Empfehlung im Bereich Preis/Leistung. Rouen selber hat mich allerdings eher weniger überzeugt, die Stadt ist ein Mischmasch aus Altstadt und 70-80er Jahre Betonbauten. Ähnlich wie in einigen Flussstädten Frankreichs scheint man aber das Flußufer (Seine) aufpeppen zu wollen. Die große Kathedrale (es gibt auch noch eine kleinere) ist sicherlich wieder ein Touristenmagnet, für mich aber nur eine unter vielen. Die Bauwerke in Reims oder Orléans gefallen mir deutlich besser. Stichwort Orléans, in Rouen wurde die französische Nationalheldin Jeanne D’Arc (Johanna von Orléans) als Ketzerin verurteilt und später auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 25 Jahre später dann rehabilitiert und schließlich sogar heiliggesprochen. Verrückte Welt wie eh und je. Nun gibt es in Rouen das hochgelobte „Historial Jeanne d’Arc“ Museum. Nun bin ich wirklich kein großer Museeumsgänger, aber auf Grund der angepriesenen Interaktivität und der guten Kritiken wollten wir es versuchen. Sollte aber nicht sein. Am späten Nachmittag kamen wir unwissend ein paar Minuten zu spät. 17.25 Uhr, letzter Einlass 17.15 Uhr, bitte am nächsten Morgen ab 10 Uhr wiederkommen. Museum hat aber bis 19 Uhr geöffnet. Punkt 10 Uhr da gewesen, leider hatten eine Schulklasse und danach eine Rentnergruppe schon reserviert, bitte später wiederkommen, das wäre ja schon am Vorabend eine klasse Information gewesen. Besonders freundlich und hilfsbereit war das Personal dort eh nicht und das obwohl ich nur französisch gesprochen habe. Auch wiederspricht die Webseite scheinbar den Praktiken vor Ort. Von einer Tour „libre“ (ohne Führung) wollte man vor Ort nichts wissen und auch die Info für den letzten Einlass findet sich auf der mehrsprachigen Seite nur sehr versteckt im französischen Teil. Von einem bestimmten Einlassrhythmus steht dort erst Recht in keiner Sprache etwas. Scheinbar braucht man also Glück und Zeit um das Museum zu besuchen. Beides fehlte uns. Schade.

Rouen

Wer Interesse an Kaffee, Riesenmuffins und viel Sahne hat, dem sei das Columbus Café in der Innenstadt wärmstens empfohlen. Reichlich belegte und leckere Baguettes gibt es bei „Au Croissant Doré“ (beides in der Rue de la Champmesle). Essen passte also, wie immer. Ein guter Schlusspunkt für sehr abwechslungsreiche und gelungene 5 Tage. Nachfolgend noch die Karte der Tour mit allen Standorten.

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Tour de Normandie - Teil 2

April 4, 2018 - Lesezeit: 4 Minuten

Am nächsten Morgen ging es bei Sonnenschein auf in die Normandie. Nach einigen stark umstrittenen Reformen unter dem ehemaligen Präsidenten Hollande nennt sich die jetzt zurückliegende, nördlichste Region, um Calais übrigens offiziell Hauts-de-France, was vermutlich bei den meisten Franzosen allerdings vorerst keine Erwähnung finden wird. Das französische Mutterland unterteilt sich seit 2016 offiziell nur noch in 13 Regionen (France métropolitaine) und 5 weitere in Übersee (Outre-Mer / ultramarines). Diese dann weiter in 101 départements, welche man letztendlich auch auf den Kennzeichen sieht. Das aber nur am Rande. Über die A16, A28 und A29 geht es dann zügig Richtung Étretat und den bekannten Kreideklippen, eines der Wahrzeichen der Normandie. Meine Empfehlung ist hier sein Glück nicht am Strandparkplatz zu versuchen, sondern minimal außerhalb den öffentlichen Parkplatz an der Route du Havre zu nehmen. Das ist entspannter und man kann direkt den kleinen, etwas versteckten und „handschriftlich“ beschriebenen Fußweg zu den Klippen nehmen. Sieht nach Sackgasse aus, ist aber keine. Es geht dann hinter dem Golfplatz für 15-20 Minuten parallel zur Küste entlang und schließlich direkt an den Klippen auf den „Chemin des Douaniers (Zöllnerweg)“. Man nähert sich den Klippen sozusagen von hinten, das hat den Vorteil, dass es anfangs nicht so voll ist und man die Runde hinterher in Etretat abschließen kann. Die Klippen sind auf jeden Fall unglaublich beeindruckend und schon alleine die Reise wert. Mit Staunen, gehen und fotografieren, sollte man locker 2-3 Stunden einplanen bis man wieder am Auto ist.

Steiler Abgrund

Weiter geht es über die sehenswerte, aber mautpflichtige (5,40 € für einen normalen PKW) Pont de Normandie, eine Schrägseilbrücke mit gut 2 km Länge. Für Pfennigfuchser sei gesagt: umfahren macht keinen Sinn, da die nächste Brücke ein Stück landeinwärts ebenfalls Maut kostet und die Überfahrt, warum auch immer, doch Spaß macht. Wer mehr Zeit hat oder sich mehr Zeit nehmen will, kann je nach Interesse nun auch der Côte Fleurie einen Besuch abstatten. Für uns geht es aber an Caen vorbei, bis nach Bayeux und Arromanches-les-Bains. Im kleinen Hôtel Les Villas d'Arromanches wird für zwei Tage Halt gemacht. Das Landhaus ist sehr gut gelegen, größtenteils passend renoviert, hat trotzdem noch etwas von seinem französischen Charme (uriges Treppenhaus, etwas schräge Böden usw.) behalten und außerdem einen sehr netten Inhaber. Von hier aus kann man dann gut die Départements Calvados und Manche erkunden.

Direkt vor Ort, aber auch in der Normandie generell, geht es viel um die Landung der Alliierten im zweiten Weltkrieg. So finden sich in der Bucht von Arromanches (Gold Beach Abschnitt) noch einige Überreste der künstlich angelegten Nachschubhäfen (Mulberry Häfen) und jeder kleine Ort an diesem Küstenabschnitt hat im Grunde sein eigenes Museum. Straßennamen, Schilder und Restaurants, so ziemlich alles trägt D-Day, Overlord oder 1944 im Namen. Es gibt noch viele, meistens aber nicht besonders gut erhaltene, Bunker und Geschützanlagen des Atlantikwalls zu besichtigen. So bleibt es nicht aus das dieser dunkle Abschnitt der Geschichte direkt vor Ort auch etwas zum Nachdenken anregt, was sicherlich nicht verkehrt ist. Verkehrt finde ich hingegen die Ausschlachtung des Souvenir Geschäfts, so scheinen die Shops nicht selten größer als die Museen selbst und verkaufen nicht nur sinnvolles Material wie Bücher, Zeitungsnachdrucke und Filme, sondern auch Tassen, Kappen und T-Shirts. Dieses zu tragen wie ein Bandshirt finde ich ehrlich gesagt geschmacklos. Im Umlauf sieht man sie natürlich ab und zu trotzdem. Empfehlenswert hingegen ist das 360 Grad Kino, ebenfalls in Arromanches. Es zeigt technisch aufwändig gemacht und anhand historischer Aufnahmen die Landung der Alliierten und den späteren Vorstoß durch die Normandie bis Paris. In gut 20 Minuten bekommt man so einen Überblick.

Arromanches-Les-Bains

Infos

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Tour de Normandie - Teil 1

April 3, 2018 - Lesezeit: 4 Minuten

Ende März stand eine kleine Rundreise durch die Normandie an. Ich war bereits an einigen französischen Küsten, u.a. am Atlantik, der Côte d'Azur und auch an der Nordsee, jedoch noch nie in der Normandie. Auf die Liste der Ziele kamen vor allem ein paar „classiques“ der Normandie. Insgesamt gut 5 Tage, wobei sich das je nach verfügbarer Zeit natürlich auch beliebig strecken lässt.

Angefangen hat die Reise aber in Brügge. Das liegt natürlich in Belgien, genauer gesagt in der Region Flandern (daher spricht man dort auch flämisch und nicht französisch, vermutlich auch lieber englisch, holländisch oder gar deutsch). Der Franzose in mir verzeiht hoffentlich einen Frankreichurlaub in Belgien zu beginnen. Vom Ruhrgebiet erreicht man Brügge aber nun mal relativ entspannt in gut 3 Stunden und somit eignet es sich durchaus um dort einen Stopp für eine längere Pause von 2-3 Stunden zu machen. Das reicht für einen Bummel durch die Altstadt und am Kanal entlang, eine belgische Pommes sowie einen Besuch in einem Tee Haus inklusive Waffel. Gut parken kann man mit dem Auto auf einem Parkdeck am Bahnhof (Interparking, Chantrellstraat), von dort erreicht man in 5-10 Minuten das Stadtzentrum zu Fuß. Für faule gibt es wohl sogar einen Shuttle Bus, den man mit dem Parkticket ohne Zusatzkosten nutzen kann. Klar reichen ein paar Stunden natürlich nicht aus um eine Stadt fair zu beurteilen, so war mein erster Eindruck sehenswert und nett, aber auch nicht überwältigt. Letztes Jahr war ich zu ähnlicher Zeit für einen Abstecher in Utrecht (Niederlande), welches mir für eine Kanalstadt dieser Art noch etwas besser gefallen hat.

Kirche und Waffel in Brügge

Dann ging es in die République française über Dünkirchen / Dunkerque (frischte seine Bekanntheit vor kurzem durch Christopher Nolans Weltkriegsdrama Dunkirk auf) und Calais. Wer hier übrigens mal einen Abstecher zum Eurotunnel machen will, ohne das sein Ziel England ist, dem sei gesagt: „Lass es sein!“. Im Irrglauben das Abfahrtsterminal sei ähnlich wie ein Bahnhof oder Flughafen frei für alle zu besuchen gingen hier ein paar Minuten Umweg in die Uhr. Zugang zum gut gesicherten Terminal erhält man nämlich nur mit Ticket.

Nordwestlich von Calais erreicht man dann die D940, eine schöne Küstenstraße, die auch als Verbindung zwischen den zwei Caps Blanc-Nez und Gris-Nez dient. Es empfiehlt sich hier bei Tageslicht oder mindestens in der Dämmerung zu fahren. Die Straße eröffnet oft den Blick auf das Meer und auch ein Halt an einem der Caps ist durchaus eine Pause wert und belohnt mit schönem Blick. Spätestens hier wird dann auch deutlich das Küste nicht immer flach sein muss, was natürlich auch die ersten sichtbaren Steilküsten bestätigen, aber auch die Straßen die immer wieder ziemlich hügelig (nicht hyggelig) und mit durchaus starken Steigunen verlaufen. Im Winter sind gute Winterreifen hier sicherlich von Vorteil und sehr zu empfehlen. Wer außerdem vielleicht Fahrrad fahren will, sollte vorher schon etwas trainiert haben.

Einige Kilometer weiter südlich stand dann der erste Übernachtungsstopp an. Der kleine Küstenort Hardelot ist dank Kiefern und Pinien auch im Frühjahr bereits schön grün und gut gepflegt, was sicherlich auch dem großen Gestüt am Ortseingang sowie dem angrenzenden Golfplatz liegt. Im Hôtel Les Jardins d'Hardelot kann man gepflegt und durchaus gemütlich, zu einem akzeptablen Preis übernachten. Der schöne Strand (trotz typischer Appartement Häuser direkt an der Promenade) ist locker zu Fuß zu erreichen, der Ort selbst ist in der Nebensaison allerdings noch etwas verschlafen, was für einen Zwischenstopp jedoch keine große Rolle spielte.

Hotelzimmer und Strand in Hardelot

zu Teil 2 der Tour


Frankreich - Reise Basics

März 21, 2018 - Lesezeit: 7 Minuten

Ab und zu höre ich doch mal die Frage: "Hey Brice, ich fahre nach Frankreich, was muss ich beachten?". Also habe ich nachfolgend ein paar Tipps und Hinweise gesammelt. Alles basiert auf meiner eigenen Erfahrung, natürlich nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Fallen mir neue Dinge ein oder erlebe ich selber erwähnenswerte Sachen, dann ergänze ich den Artikel.

Autobahnen und Nationalstraßen

Sicherlich allgemein bekannt, in Frankreich kostet die Autobahn Geld, allerdings nicht überall. Es gibt einige kostenlose Sonderfälle, wie z.B. Autobahnen die als Stadtring fungieren, Autobahnen in Grenzgebieten oder auch Strecken zwischen zwei Ballungsräumen (selten).

Überprüfen kann man das einfach und schnell auf http://www.autoroutes.fr/ Die Seite ist auf Französisch und Englisch.

Bei der Auffahrt auf die Autobahn zieht man ein Kärtchen am (gare de) péage, ähnlich wie ein Parkticket. Bei der Ausfahrt muss man für die gefahrene Strecke dann bezahlen. Es kommt vor, dass man zwischenzeitlich schhon bezahlen muss, ohne das man die Autobahn verlässt. Das ist meistens der Fall wenn sich der Abschnitt von kostenpflichtig in kostenlos ändert. Oft ist am péage ein ziemliches Gedrubbel, im Zweifel lieber die lange Schlange nehmen und in Ruhe gucken. Denn es gibt unterschiedliche Spuren. Bei der Einfahrt für Abonnenten (orangenes "t", steht für télépéage bzw. Liber-t, wahnsinns Wortspiel übrigens, siehe auch liberté ) und alle anderen. Bei der Ausfahrt ebenfalls für Abonnenten, Barzahlung und Kartenzahlung. Bezahlt wird eigentlich nur noch an Automaten, früher gab es da noch Menschen. Bei Bedarf lässt sich die Sprache umstellen, zumindest am Automat, am Mensch nicht.

Wer oft in Frankreich fährt kann über ein Abo nachdenken, man erhält dann eine kleine Box die hinter der Scheibe angebracht wird. Informieren kann man sich hier: https://www.bipandgo.com/ Für Urlauber lohnt sich das aber im Normalfall nicht.

Alternative ist die oft gut ausgebaute Nationalstraße. Es gibt einige Bereiche wo es sich nicht nur wegen der Kostenersparnis lohnt, sondern auch weil es nicht länger dauert (außer es sind viele Trecker unterwegs, kein Scherz). Spontan fällt mir z.B. die Strecke zwischen Poitiers und Bordeaux ein. Man kann das aber ganz gut bei Google Maps checken.

Umweltplakette – Crit‘ Air

Wie auch in Deutschland gibt in Frankreich mittlerweile (seit Sommer 2016) eine Umweltplakette, die „Crit‘ Air“. Für Fahrzeuge die in Frankreich zugelassen worden sind, ist die Plakette generell Pflicht. Für Fahrzeuge die in anderen Ländern zugelassen sind, ist sie vorgeschrieben, sobald man eine Umweltzone befahren will. Seit Frühjahr 2017 werden bei Verstoß auch Bußgelder in andere Länder verteilt. Umweltzonen gibt es mittlerweile in vielen Großstädten im Innenstadtbereich, also nicht nur in Paris. Gekennzeichnet werden die Zonen durch folgende Schilder:

Crit Air

Die Plakette kann man einfach Online bestellen, alle Infos dazu gibt auf der offiziellen Seite (auch auf Deutsch). https://www.certificat-air.gouv.fr Der Preis beträgt aktuell 4,21 € und man erhält die Plakette per Post (Versand inkl.). Aufkleben darf und muss man sie dann selbst. Wer kurzentschlossen reist, der bekommt bereits 1-2 Tage nach Bestellung eine Bestätigung per Mail, die man als vorläufige Plakette verwenden kann. Ausgeschlossen aus Umweltzonen sind momentan nur Fahrzeuge die eine graue Plakette (5) bekommen.

Umweltzonen erhalten übrigens in immer mehr Ländern Einzug, eine Übersicht über die Länder und Zonen findet man auch hier: https://www.green-zones.eu/

Anmerkung: In Frankreich selbst sieht man im Prinzip kaum jemanden mit der Plakette, auf dem Land im Grunde gar nicht, in der Stadt vereinzelt. Bedeutet natürlich nicht das sie daher keine Pflicht ist, verleitet aber mal wieder zu einem kleinen schmunzeln, denn irgendwie ist das typisch franzsösich ;)

Tanken

Viele Franzosen tanken bei den großen Supermärkten, zu denen eigentlich auch immer eine Tankstelle gehört. Man tankt und fährt dann mit seinem Auto zum Kassenhäuschen um zu bezahlen. Es gibt natürlich auch normale Tankstellen, bei den moderneren kann man oftmals auch direkt an der Zapfsäule mit Karte bezahlen. In Frankreich gibt es übrigens an vielen Tankstellen kein „normales“ Super 95 mehr, es ist dort dann immer Super 95 E10. Ich persönlich neige dazu dort meistens Super 98 zu tanken. Bleibt aber natürlich jedem selber überlassen. Kleine, aber nützliche Vokabelkunde:

  • Benzin - Essence
  • Super - Super
  • Diesel - Gazole
  • Sprit - Carburant
  • Unverbleit - sans plomb

ACHTUNG! Seit dem 12. Oktober 2018 findet in den EU Mitgliedstaaten eine Vereinheitichung der Bezeichnungen an den Tanksäulen statt. Für Frankreich bedeutet dies folgendes:

SP 95 und 98, also Super Benzin und Super Plus werden zusätzlich mit E5 gekennzeichnet. SP 95 - E10 mit E10 und Superethanol mit E85. Diesel wird zusätzlich mit B7 bezeichnet und der "neue" Diesel mit 10% Anteil Biodiesel bekommt ein B10 dabei. Aus Gas GPL (gaz de pétrole liquéfié) wird LPG.

Kreisverkehr (giratoire)

Ein französischer Klassiker. Es gibt ein schönes VIdeo dazu:

Französisch lernen

Wer etwas Französisch lernen oder auffrischen will kann auf einen Haufen Apps zurückgreifen. Ich persönlich halte von Babble, Memrise etc. nicht so viel. Zwar sind die Apps schön aufgebaut und mit dem „Level“ System auch recht motivierend, aber für meinen Geschmack irgendwie oftmals am Thema vorbei, auch weil man in den ersten Lektionen oft Dinge lernt die man vermutlich eh nicht brauchen wird, wie z.B. „Die Ente ist rot“. Hä?

Meine Empfehlung ist da eher „Französisch Lernen - Le Bon Mot“. Gibt es für Android und iOS. Mehr ein klassischer Ansatz, dafür aber sinnvoll in Sprachniveau und vor allem Situationen (z.B. Hotel, Supermarkt etc.) unterteilt mit denen man etwas anfangen kann. Außerdem sind auch die Sprachbeispiele gelungen, klar und deutlich von Muttersprachlern, hört man einfach. Wer es doch lieber moderner und vor allem komplett kostenlos mag, sollte einen Blick auf Duolingo werfen.


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Kurztrip Hintersee

Oktober 28, 2017 - Lesezeit: 7 Minuten

Für einen kleinen Kurzurlaub (4 Tage) ging es Anfang Oktober in das Berchtesgadener Land, genauer gesagt zum Hintersee. Das ist so ziemlich die südöstlichste Ecke Deutschlands und knapp 2 Autostunden von München entfernt. Nach langer Abstinenz von den Bergen, wurde es Zeit sich dort mal wieder blicken zu lassen. Die Wahl ist dann auf den Herbst gefallen, auch weil es im Grunde meine Lieblingsjahreszeit in Deutschland ist. Natur und Herbst, passt ja sowieso. Direkt Vorweg kann ich sagen, wer ein Bergidyll sucht ist am Hintersee und in seiner Umgebung genau richtig. So verwundert es wenig, dass sich der Rundweg um den See auch Malerweg nennt. Der See selbst ist gar nicht so riesig (muss er aber auch nicht) und lässt sich in gemächlichem Tempo in gut einer Stunde umrunden, wer ständig halt macht um die Landschaft zu genießen, Bergmassive im Hintergrund, ein parallel verlaufender Bach und den ein oder anderen Schlenker einbaut wird auch locker zwei Stunden dafür aufbringen können. Der Hintersee ist ebenfalls ein guter Ausgangspunkt für die unterschiedlichsten Wanderungen und Spaziergänge, z.B. zur Halsalm oder durch den Zauberwald, immer am Klausbach vorbei, in den nahegelegenen Ort Ramsau. Zauberwald klingt zuerst irgendwie übertrieben verwunschen, trifft es aber letztendlich ziemlich gut. So haben sich vor langer, langer Zeit Gesteinsmassen aus dem umliegenden Bergmassiv gelöst und sind in das Tal gestürzt (so wurde auch der Hintersee natürlich gestaut). In Kombination mit der umliegenden Natur entstand ein Geotop durch das jetzt ein kleiner Wanderweg führt und der Klausbach, bzw. die Ramsauer Ache fließt. Der Ort Ramsau entspringt dann für Touristen wie mich, erneut dem Bilderbuch oder auch dem Klischee eines bayrischen Bergortes und das ist in diesem Fall keines Falls negativ zu bewerten.

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Etwas Umgebung

Wer ein Auto dabei hat ist von hier in ca. 15-20 Minuten in Berchtesgaden (Bus geht natürlich auch), findet dort das bekannte Salzbergwerk und auch etwas mehr (Alt)Stadt mitsamt Schloss. Ist man länger in der Region sieht man sich mit Sicherheit dort mal zwischen den doch größeren Ansammlungen älterer Mitmenschen wieder. Ein Muss sehe ich da aber nicht. Vorbeigeschaut haben wir auch kurz am, vermutlich bekannterem, Königssee, dessen stark touristischer Touch mich dann aber doch überrascht hat. Souvenirläden reihen sich zu Beginn aneinander wie auf diversen Promenaden der Mittelmeerinseln und haben uns auch etwas fehlgeleitet. Lässt man das aber hinter sich gibt es mit Sicherheit auch wieder schöne Wege (Königssee – Obersee z.B.) und viel Natur ja sowieso. Für uns ging es aber lieber wieder zurück in Richtung Ramsau/Hintersee.

Wimbachklamm, Schloß und Gries

Wimbachklamm

Da waren nun also die Berge ringsherum und eine Wanderung, die sich auch so nennen darf, sollte es dann auch für die Stadtmenschen aus dem Ruhrpott sein. Zumindest an einem Tag. Die Wahl fiel auf eine der wohl beliebtesten Touren mit der Wanderung zur Wimbachgrieshütte. Bestes Herbstwetter mit Sonne und ab mittags sogar 18-20 Grad. Optimal. Man beginnt mit der beeindruckenden Klamm am Talanfang, folgt dem problemlos begehbaren Waldweg entlang des Wimbaches und wandert dann stetig bergauf bis zum Wimbachschloß (ca. 90 Minuten), welches doch eher eine (früher wohl mal königliche) Jagdhütte ist. Ein guter Punkt für eine Pause, wenngleich es hier auch keine überragenden Snacks (Wurst und Suppen/Eintöpfe) zu etwas angehobenen Preisen gibt. Angebot und Nachfrage halt. Hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen und gut 90% der Menschen gehen scheinbar nicht weiter, denn trotz Wochentags und dem nahen Saisonende (viele Hütten schließen bereits Anfang Oktober), oder dann vielleicht auch wieder gerade deshalb, waren die Wege ganz gut besucht, aber auch nicht überlaufen. Es geht dann konstant steigend auf grobem Schotter und von weniger Wald begleitet, also mehr Stein als Stock, dem sogenannten Gries, für ca. 2 Stunden weiter bergauf, bis zur ebenfalls noch bewirteten Wimbachgrieshütte. Diese liegt mehr auf einem Hochplateau umgeben von den Gipfeln der umliegenden Berge. Wanderwütige können hier innerhalb der Saison auch Stop für mehrtägige Touren machen und übernachten. Mit dem „Abstieg“ waren wir dann auch wieder gute 2 – 2 1/2 Stunden beschäftigt und haben das Finish im Tal beim Wirtshaus Hocheck mit Cappucino und Strudel beschlossen. So steht am Ende eine schöne Tagestour mit tollen Landschaften und guten Möglichkeiten für bewirtete Stops. Die Wege sind recht breit und gut begehbar (vermutlich ein Frevel so etwas zu sagen, aber bequeme Jogging/Sportschuhe mit gutem Profil sind in meinen Augen völlig ausreichend), die stetige Steigung anspruchsvoll aber nicht überfordernd. Somit ist es eine wirklich gute Einsteiger oder Auftakttour, für alle die etwas mehr wollen als einen Spaziergang. Wundert mich nicht, dass es scheinbar eine der beliebtesten Touren ist.

Wimbach Gries

Unterkunft & Co.

Gewohnt haben wir direkt am Hintersee im Wörndlhof. Einer sehr gepflegten Pension die von einer jungen, ungemein freundlichen Familie in 3. Generation betrieben wird. Es gibt schöne helle Zimmer (ordentliche Betten), mit Berg oder Seeblick, ein gutes Frühstück inklusive, sowie ein Restaurant wo man auch ein leckeres Abendessen und ein gutes Bierchen bekommen kann (gegen Aufpreis). Empfehlenswert ist auch der Gasthof Seeklause mit ebenfalls sehr leckerer deutscher Küche. Schaut man sich im Netz um sieht man aber generell wenig schlechte Gastronomiebewertungen in der Gegend.

Sonstiges

Gelungen fand ich die offizielle App des Berchtesgadener Land, mit vielen Infos, Tourenvorschlägen, sowie Offline Karte mit GPS Unterstützung, denn ja es gibt dort nicht überall guten Handy Empfang und das ist auch gar nicht so schlimm, weniger Internet, mehr Natur. Bei schlechtem Wetter gibt es auch zwei Thermen und für den Sommer noch Rodelbahnen. Interessant wäre sicherlich auch die Fahrt über die Roßfeld-Panormastraße und nach Salzburg ist es auch nicht weit.

Fazit

Begünstigt durch super Herbstwetter war der Kurzurlaub am Hintersee und dem Berchtesgadener Land ein Volltreffer. Meine Erwartungen wurden deutlich übertroffen, tolle Bergwelten, verwunschene Wälder in Herbstfarben und nicht zuletzt der idyllisch, romantische Hintersee sind wirklich die Reise wert. Vermutlich ist während der Hauptsaison etwas mehr Betrieb, aber gegen Anfang Oktober war es sehr angenehm. Gut zum entspannen. Da es in der Region wirklich noch einiges zu entdecken gibt kann ich mir gut vorstellen das man mich dort wiedersieht. Vielleicht ja auch mal im Winter.

Links

https://www.berchtesgaden.de/home

http://www.woerndlhof.de/

http://www.wimbachgrieshuette.de/

http://www.wimbachschloss.net/