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Tour de Normandie - Teil 2

April 4, 2018 - Lesezeit: 4 Minuten

Am nächsten Morgen ging es bei Sonnenschein auf in die Normandie. Nach einigen stark umstrittenen Reformen unter dem ehemaligen Präsidenten Hollande nennt sich die jetzt zurückliegende, nördlichste Region, um Calais übrigens offiziell Hauts-de-France, was vermutlich bei den meisten Franzosen allerdings vorerst keine Erwähnung finden wird. Das französische Mutterland unterteilt sich seit 2016 offiziell nur noch in 13 Regionen (France métropolitaine) und 5 weitere in Übersee (Outre-Mer / ultramarines). Diese dann weiter in 101 départements, welche man letztendlich auch auf den Kennzeichen sieht. Das aber nur am Rande. Über die A16, A28 und A29 geht es dann zügig Richtung Étretat und den bekannten Kreideklippen, eines der Wahrzeichen der Normandie. Meine Empfehlung ist hier sein Glück nicht am Strandparkplatz zu versuchen, sondern minimal außerhalb den öffentlichen Parkplatz an der Route du Havre zu nehmen. Das ist entspannter und man kann direkt den kleinen, etwas versteckten und „handschriftlich“ beschriebenen Fußweg zu den Klippen nehmen. Sieht nach Sackgasse aus, ist aber keine. Es geht dann hinter dem Golfplatz für 15-20 Minuten parallel zur Küste entlang und schließlich direkt an den Klippen auf den „Chemin des Douaniers (Zöllnerweg)“. Man nähert sich den Klippen sozusagen von hinten, das hat den Vorteil, dass es anfangs nicht so voll ist und man die Runde hinterher in Etretat abschließen kann. Die Klippen sind auf jeden Fall unglaublich beeindruckend und schon alleine die Reise wert. Mit Staunen, gehen und fotografieren, sollte man locker 2-3 Stunden einplanen bis man wieder am Auto ist.

Steiler Abgrund

Weiter geht es über die sehenswerte, aber mautpflichtige (5,40 € für einen normalen PKW) Pont de Normandie, eine Schrägseilbrücke mit gut 2 km Länge. Für Pfennigfuchser sei gesagt: umfahren macht keinen Sinn, da die nächste Brücke ein Stück landeinwärts ebenfalls Maut kostet und die Überfahrt, warum auch immer, doch Spaß macht. Wer mehr Zeit hat oder sich mehr Zeit nehmen will, kann je nach Interesse nun auch der Côte Fleurie einen Besuch abstatten. Für uns geht es aber an Caen vorbei, bis nach Bayeux und Arromanches-les-Bains. Im kleinen Hôtel Les Villas d'Arromanches wird für zwei Tage Halt gemacht. Das Landhaus ist sehr gut gelegen, größtenteils passend renoviert, hat trotzdem noch etwas von seinem französischen Charme (uriges Treppenhaus, etwas schräge Böden usw.) behalten und außerdem einen sehr netten Inhaber. Von hier aus kann man dann gut die Départements Calvados und Manche erkunden.

Direkt vor Ort, aber auch in der Normandie generell, geht es viel um die Landung der Alliierten im zweiten Weltkrieg. So finden sich in der Bucht von Arromanches (Gold Beach Abschnitt) noch einige Überreste der künstlich angelegten Nachschubhäfen (Mulberry Häfen) und jeder kleine Ort an diesem Küstenabschnitt hat im Grunde sein eigenes Museum. Straßennamen, Schilder und Restaurants, so ziemlich alles trägt D-Day, Overlord oder 1944 im Namen. Es gibt noch viele, meistens aber nicht besonders gut erhaltene, Bunker und Geschützanlagen des Atlantikwalls zu besichtigen. So bleibt es nicht aus das dieser dunkle Abschnitt der Geschichte direkt vor Ort auch etwas zum Nachdenken anregt, was sicherlich nicht verkehrt ist. Verkehrt finde ich hingegen die Ausschlachtung des Souvenir Geschäfts, so scheinen die Shops nicht selten größer als die Museen selbst und verkaufen nicht nur sinnvolles Material wie Bücher, Zeitungsnachdrucke und Filme, sondern auch Tassen, Kappen und T-Shirts. Dieses zu tragen wie ein Bandshirt finde ich ehrlich gesagt geschmacklos. Im Umlauf sieht man sie natürlich ab und zu trotzdem. Empfehlenswert hingegen ist das 360 Grad Kino, ebenfalls in Arromanches. Es zeigt technisch aufwändig gemacht und anhand historischer Aufnahmen die Landung der Alliierten und den späteren Vorstoß durch die Normandie bis Paris. In gut 20 Minuten bekommt man so einen Überblick.

Arromanches-Les-Bains

Infos

zu Teil 3 der Tour

zu Teil 1 der Tour