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Tour de Normandie - Teil 3

April 6, 2018 - Lesezeit: 8 Minuten

Ein weiteres bekanntes Wahrzeichen der Normandie und von Frankreich im Allgemeinen ist der Mont-Saint-Michel. Außerhalb von Paris gehört das auf einer kleinen Felseninsel gelegene Kloster zu den beliebtesten Zielen des Landes. Über Landstraßen und die A84 (Mautfrei!) erreicht man Le Mont-Saint-Michel von Arromanches/Bayeux in ca. 90 Minuten und fährt im letzten Abschnitt direkt darauf zu („Ich seh‘s!!“). Der Parkplatz ist großflächig angelegt (sieht eher nach Phantasialand aus) und lässt erahnen mit welchen Besucherzahlen hier teilweise zu rechnen ist. Glücklicherweise waren wir außerhalb der französischen Ferien und an einem Wochentag dort, es hielt sich also noch in Grenzen. Am Parkplatz gibt es ein schönes Informationsgebäude rund um den Mont und von hier fahren auch die kostenlosen (Parken ist dafür teuer und gleicht das wieder aus) Shuttle Busse los. Wer will kann auch zu Fuß über die seit 2014 fertiggestellte Stegbrücke laufen oder gegen Aufpreis eine Pferdekutsche nehmen. Man kann wohl auch direkt durch die Bucht und das Watt wandern, sollte dies aber nicht ohne Führer und Blick auf die Gezeiten machen, denn diese gelten an dieser Stelle als sehr gefährlich. Die schnell kommende Flut kann den Wasserstand hier über 10 Meter ansteigen lassen. Wir erwischten einen sehr stürmischen Tag (wirklich!) und nahmen den Bus. Bei schönem Wetter würde ich auf jeden Fall empfehlen den Weg zum Kloster über die Brücke zu laufen. Angebliche Dauer ca. 35 Minuten.

Mont Saint Michel

Auf der Insel selbst findet sich eine kleine Stadt nebst verschlungenen Gassen, die hinauf zum Kloster führen. Es fühlt sich doch schon ziemlich mittelalterlich an und die Konstruktion des Ganzen in und um die Felsen ist sehr beeindruckend, wie auch der tolle Blick über Bucht. Zwischenzeitlich dachte ich tatsächlich an Minas Tirith, aus der Herr der Ringe Trilogie und siehe da, die Setbauer ließen sich für den Film wohl wirklich hier inspirieren. Ansonsten ist das ganze natürlich mal wieder kommerzialisiert. In den Wohngebäuden finden sich jetzt hauptsächlich Souvenir Shops (inklusive cooler Langschwerter, hätte gerne gesehen das einer der vielen Touris aus Asien eines kauft) und Restaurants. Eintritt in das am Kopf des Felsen gelegene Kloster erhält man nur gegen Aufpreis von 10 € pro Person. Etwas schade, aber ganz dringend musste ich das jetzt nicht haben, es lohnt sich auch so. Schade fand ich übrigens, dass es zwar den wirklich ordentlichen Infopoint am Parkplatz gibt, aber rein gar nichts am Mont-Saint-Michel selbst. Ein paar der üblichen Infotafeln wären sicherlich nicht verkehrt gewesen, auch während der kurzen Busfahrt wären Infos über Lautsprecher möglich. Denn hier gibt es wirklich mal ein paar spannende Geschichten über den Bau des Klosters, die Legende des Heiligen Grals und auch das Projekt die Insel, wieder zur richtigen, dauerhaft von Wasser umschlossenen Insel zu machen ist durchaus eine kurze Info wert. Alles in allem ist ein Besuch schon sehr empfehlenswert. Sofern man die Möglichkeit hat sollte man die absoluten Stoßzeiten vermeiden (Ferien und Wochenende), sonst ist es sicherlich ein Gedränge und Geschiebe ohne Ende.

Bildbeschreibung

Nachfolgend noch ein paar Erkenntnisse die ich in der kurzen Zeit in der Region gesammelt habe.Bayeux ist ein nettes, typsich französisches Städtchen. Bekannt für seinen Wandteppich, den ich mir aber nicht angesehen habe. Natürlich gibt es eine Kathedrale, deren gotischen Touch sogar ich direkt erkannt habe und eine recht lebendige, kleine Innenstadt mit Läden und Restaurants. Für eine Kaffee- oder Snackpause ist z.B. Liberty Coffee, in der Rue Saint-Patrice zu empfehlen. Für alle die, wie ich, auf französische Supermärkte stehen ist das noch recht neue Leclerc vor Ort ein guter Tipp. Hier gibt es wie gewohnt alles was das Herz begehrt und auch viele lokale Produkte, sogar die Boulangerie/Patisserie ist ziemlich gut und deutlich besser als vieles was man sonst in den großen Supermärkten bekommt. Wer es mit Sicherheit traditionell mag geht natürlich in eine der vielen kleinen Boulangerien, wie z.B. „Clair de Lune“ in Arromanches. Da hier alles frisch von Hand gemacht wird ist die Auswahl aber in der Nebensaison kleiner und es kann auch passieren das Produkte ausverkauft sind. Lohnt sich natürlich trotzdem. Und wo ich so schön beim Essen bin, ist die Gegend bekannt als Fangregion für Jakobsmuscheln (Coquilles Saint Jacques). Der Fang ist aber stark reglementiert in Bezug auf Menge, Größe, sowie Fangzeitraum (Oktober bis April). Korrekte und frische Qualität wird mit dem „Label Rouge“ gekennzeichnet. Bei vielen Restaurants vor Ort stehen Gerichte mit der Muschel auf der Karte. Außerdem empfehlen kann ich noch den Livarot, einen kräftigen Käse aus der Normandie, der natürlich nicht ganz so bekannt ist wie der Camembert, mir aber auch gut geschmeckt hat (auf jeden Fall typisch franzsösich mit Baguette essen). Er ist etwas fester und erinnert leicht an den auch in Deutschland bekannten Saint Albray oder Chaumes. Zuletzt gibt es außerdem sehr viele Cidre (Apfelwein) Hersteller und natürlich auch den Calvados Schnaps (man spricht das "s" am Ende übrigens oder sagt nur "Calva"). Auf vielen lokalen Lebensmitteln findet man einen „Gourmandie“ Aufkleber, einer Initiative zur Förderung der regionalen Produkte. Unter https://www.saveurs-de-normandie.fr/ findet man alles Infos und auch eine schöne Lebensmittelkarte der Normandie.

Gutes Essen

Schließlich neigt sich die Tour de Normandie dem Ende zu. Die letzte Nacht und den letzten Abschnitt verbringen wir in Rouen. Geschlafen wurde im noch neuen Campanile Mermoz, dessen Lage praktisch, aber nicht schön ist. Das Hotel selber ist nichts Spezielles, aber sauber und verfügt auch wieder eine gute Dusche, sowie über ein ordentliches Bett. Im Gegensatz zu manch altem Campanile oder Ibis ist das schon ein sehr großer (positiver) Unterschied und letztendlich eine gute Empfehlung im Bereich Preis/Leistung. Rouen selber hat mich allerdings eher weniger überzeugt, die Stadt ist ein Mischmasch aus Altstadt und 70-80er Jahre Betonbauten. Ähnlich wie in einigen Flussstädten Frankreichs scheint man aber das Flußufer (Seine) aufpeppen zu wollen. Die große Kathedrale (es gibt auch noch eine kleinere) ist sicherlich wieder ein Touristenmagnet, für mich aber nur eine unter vielen. Die Bauwerke in Reims oder Orléans gefallen mir deutlich besser. Stichwort Orléans, in Rouen wurde die französische Nationalheldin Jeanne D’Arc (Johanna von Orléans) als Ketzerin verurteilt und später auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 25 Jahre später dann rehabilitiert und schließlich sogar heiliggesprochen. Verrückte Welt wie eh und je. Nun gibt es in Rouen das hochgelobte „Historial Jeanne d’Arc“ Museum. Nun bin ich wirklich kein großer Museeumsgänger, aber auf Grund der angepriesenen Interaktivität und der guten Kritiken wollten wir es versuchen. Sollte aber nicht sein. Am späten Nachmittag kamen wir unwissend ein paar Minuten zu spät. 17.25 Uhr, letzter Einlass 17.15 Uhr, bitte am nächsten Morgen ab 10 Uhr wiederkommen. Museum hat aber bis 19 Uhr geöffnet. Punkt 10 Uhr da gewesen, leider hatten eine Schulklasse und danach eine Rentnergruppe schon reserviert, bitte später wiederkommen, das wäre ja schon am Vorabend eine klasse Information gewesen. Besonders freundlich und hilfsbereit war das Personal dort eh nicht und das obwohl ich nur französisch gesprochen habe. Auch wiederspricht die Webseite scheinbar den Praktiken vor Ort. Von einer Tour „libre“ (ohne Führung) wollte man vor Ort nichts wissen und auch die Info für den letzten Einlass findet sich auf der mehrsprachigen Seite nur sehr versteckt im französischen Teil. Von einem bestimmten Einlassrhythmus steht dort erst Recht in keiner Sprache etwas. Scheinbar braucht man also Glück und Zeit um das Museum zu besuchen. Beides fehlte uns. Schade.

Rouen

Wer Interesse an Kaffee, Riesenmuffins und viel Sahne hat, dem sei das Columbus Café in der Innenstadt wärmstens empfohlen. Reichlich belegte und leckere Baguettes gibt es bei „Au Croissant Doré“ (beides in der Rue de la Champmesle). Essen passte also, wie immer. Ein guter Schlusspunkt für sehr abwechslungsreiche und gelungene 5 Tage. Nachfolgend noch die Karte der Tour mit allen Standorten.

zu Teil 1 der Tour

zu Teil 2 der Tour