Das Star Wars Universum wächst oder wuchert gar auf allen Medien und in alle Richtungen. So hatte ich ein weiteres Star Wars Spiel nur als Randnotiz wahrgenommen, auch weil ausgenommen der Lego Titel, mich nie wirklich eines begeistern konnte. Tatsächlich hat der coole Stand auf der Gamescom 2024, dann doch mein Interesse an Outlaws geweckt und als es dann nur wenige Wochen später erschien, habe ich einfach mal zugeschlagen, sicherlich auch weil 3rd-Person Action-Adventure mittlerweile doch mein favorisiertes Genre sind.
Kurz und knapp, das Spiel ist äußerst gelungen. Im großen und ganzen hat Ubisoft bzw. Massive Entertainment Gameplay Elemente aus Assassins Creed, dem Tomb Raider Reboot, Far Cry und Uncharted genommen und daraus ein Star Wars Open-World Spiel gebaut. Dass dies so gut funktioniert, ist neben der starken technischen Umsetzung vorrangig dem Hauptcharakter Kay Vess und natürlich dem tierischen Begleiter Nix zu verdanken. Die Story um die beiden ist einfach gelungen, sympathisch erzählt und bewegt sich Abseits der Hauptsaga, ähnlich der Mandalorian-Serie und dem Solo-Film, zudem es auch ein paar direkte Bezüge gibt und das nicht nur weil man unverkennbar einen weiblichen Han Solo spielt. Mit Macht, Jedi und Lichtschwertern hat man also nichts zu tun, wohl aber mit Rebellen und dem Imperium. Hauptsächlich versucht man jedoch, in der Gunst der Syndikate aufzusteigen und alles nötige an Crew, Erfahrung und Können zusammenzubekommen, um einen finalen Raubzug gegen einen der Unterweltbosse durchzuführen. Dazu erkundet, schleicht und kämpft man sich durch vier Planeten sowie die dazugehörigen Orbit-Areale. Das ist alles sehr abwechslungsreich gestaltet: Steppe, Wüste, Schnee und Dschungel auf den Planeten, Meteoriten, Trümmer und Nebelfelder sowie Raumstationen im Orbit. Positiv aus meiner Sicht, die Areale sind zwar groß, aber nicht gigantisch und nach einiger Spielzeit stellt sich ein gewisser Bekanntheitsgrad ein. Zur Fortbewegung gibt es einen coolen Gleiter sowie natürlich ein Raumschiff. Beides lässt sich mit Upgrades versehen, genau wie Kays Ausrüstung und der tierische Begleiter Nix, dem man kleinere Befehle geben kann, was sich vor allem in den Schleichpassagen als extrem nützlich und auch spaßig erweist. Außerdem dient er auch als “Adlerauge”.
Technisch spielt sich der Titel extrem rund, die Steuerung hat mich nie im Stich gelassen und vor allem die Kletterpassagen sind angenehm flüssig. In den Weltraumgefechten lässt sich eine gewisse Hektik kaum vermeiden, dennoch machen sie Spaß. Ähnliches gilt für die größeren Schießereien am Boden.
Die Grafik ist vor allem sehr detailreich und wirklich schön gestaltet. Im Gegensatz zu z.B. Starfield wirkt hier gar nichts steril und leer, man hat den Eindruck, die Leveldesigner haben wirklich alles gegeben. Besonders cool sind die immer wieder vorkommenden “Lost-Places”, wie abgestürzte Kreuzer, eine verlassene Klonfabrik oder die Trümmerfelder vergangener Weltraumschlachten. Auch die imperialen Basen, in denen die ständigen Beschwerden der Wachen zum Schmunzeln anregen und Weltraumstationen machen einiges her sowie die Schneestadt Kajimi. Ab und zu gibt es mal ein paar Probleme mit ein paar Pop-Ups und der Texturenschärfe, aber nichts, was ins Gewicht fällt. Es ist kein Cyberpunk, aber doch wirklich sehr schick.
Dazu kommt ein wirklich toller Soundtrack, der die Atmosphäre deutlich anhebt. So wird beispielsweise ein Raumschiffstart in den Orbit zu einer einfach überragenden Sache. Die Synchronisation ist gelungen und vor allem auf deutsch nicht mit den immer gleichen Stimmen besetzt.
Kleinere Kritikpunkte finden sich natürlich, so hätte ich mir mehr Schnellreiseziele gewünscht, da wie in vielen Open-World Spielen leider üblich die Wege mal länger sein können, als sie müssten. Regelmäßig irrt man zudem etwas herum, um den ein oder anderen Einstiegspunkt in eine Nebenmission zu finden. Cool wäre auch gewesen, man hätte sich bei einzelnen Missionen zwischen Nix und ND5, dem Kampfdroiden, als Begleitung entscheiden können, um zu schleichen oder direkt aggressiv vorzugehen.
Die Entwickler von Star Wars: Outlaws haben die schwierige Hürde gemeistert, von allem einen gewissen Umfang zu bieten und diesen dann richtig auszuarbeiten, statt noch mehr Welten, Möglichkeiten oder Story-Verwirrungen einzubauen um das Spiel größer, aber halt nicht besser oder lebendiger zu machen. Ich kann mich auch an keinen Titel erinnern, indem mir ein integriertes Mini-Game tatsächlich mehrfach Spaß gemacht hat und ich dieses gar freiwillig zwischendurch aufgesucht habe, wie hier das Kartenspiel Kessel-Sabbac. Das Fähigkeiten und Verbesserungen der Ausrüstung vorrangig durch Aktivitäten erworben oder verbessert werden können, ist für mich ein weiterer großer Pluspunkt. Es motiviert einfach so viel mehr, die ein oder andere Nebenmission zu absolvieren und vermittelt ein viel besseres Gefühl von Fortschritt, als stumpfes sammeln, sammeln, sammeln.
Die Entscheidung, eine recht frische Story im Star Wars Universum zu bieten, die sich aber bewusst nicht um die ganz großen Themen dreht, war für mich goldrichtig, da sie sehr gelungen präsentiert und erzählt wird, sowie mit einer sympathischen Heldin punktet. Wegen der vielen tollen Details fühlt man sich wirklich eingebunden in das Star Wars Universum, zumal es natürlich genügend Bezüge und Bekannte aus den Filmen und Serien gibt. Ich freue mich auf die noch kommenden zwei Add-Ons für Kays Abenteuer und vielleicht ja in ein paar Jahren auch auf einen Nachfolger. 9/10
Spielzeit: ca. 40 Stunden, wenn man auch einige Nebenmissionen und kleinere Quests mitnimmt, sowie alle Fähigkeiten erlangt.