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The Last Of Us Part I & II

Februar 2, 2023 - Lesezeit: 8 Minuten

Grundsätzlich war mir der Titel natürlich ein Begriff, aber so richtig in meinen Fokus ist er tatsächlich erst durch den Trailer zur TV-Serie gerutscht. Also den grad passenden Moment sowie die freien Tage zum Ende des Jahres genutzt und die Sache angespielt. Gute 40 Spielstunden später zeigen, es hat mich wohl gepackt, auch emotional angesprochen und ist somit durchaus ein paar Worte wert.

Part I

Der erste Teil, auf den ca. ⅓ der Spielzeit entfallen ist wirklich eine Runde Sache und verdient die vielen guten Worte und es ist wenig verwunderlich das es nun auf Basis des ersten Teils auch die Serie gibt. Bis auf eine Schlüsselszene am Ende. Diese öffnet durch nicht gestellte Fragen,Tür und Tor zu den Problemen, unter denen dann auch der zweite Teil (leider) leidet. Aber abgesehen davon gibt es einen sehr guten Erzählrhythmus, abwechslungsreiche Szenen oder fast schon klassische Level, in denen Mal gekämpft, dann erkundet, dann gefahren oder geritten, dann geklettert und viel geschlichen wird. Natürlich alles Elemente die es schon gab, aber hier werden Sie sehr gelungen verknüpft. Durch den stetigen Fortschritt der Reise und den Wechsel der Jahreszeiten, sowie die fortschreitende Charakterzeichnung entsteht ein extrem guter Rhythmus. Emotional und spannend verpackt und auch grafisch wirklich gelungen gestaltet. Und ja, die Basis für die zu Grunde legende Welt sind Untote, aber dennoch sind diese hier eher Mittel zum Zweck, als dass sie das Spiel definieren. Ein wirklich gelungener Titel.

Part II

Der zweite Teil ist dann, wie so oft, vor allem größer und letztenlich bin ich der Meinung, die Entwickler haben sich etwas übernommen. Grundsätzlich völlig in Ordnung, vielleicht sogar löblich, andere Wege im Storytelling einzuschlagen und nicht einfach den ersten Teil zu kopieren, aber hier stimmte die Balance leider nicht, die den ersten Teil noch so stark machte. Es gibt zu viele Charaktere, zu oft wechseln die Begleitungen, zu oft die Perspektiven. Unter dem Strich würde ich sagen, geht die Story mit ihren vielen Verknüpfungen und Handlungssträngen sogar auf, aber nicht so richtig für ein Videospiel, sie zieht sich für den Spieler, der Sie eigentlich nur Episodenhaft begleitet und die eine Story in der Story, in der Story-Story beinhaltet. Das Spiel lebt von der Grundspannung, dass man erfahren will, wie es letztendlich ausgeht, aber spätestens ab ca. der Hälfte nicht mehr davon, dass man auch diesen Weg dorthin gehen will. Wäre dies der erste Teil gewesen, vielleicht wäre das anders, aber als zweiter Teil ist es schwierig. Das der Loot-Faktor des Spiels dann ebenfalls mindestens verdoppelt wurde, trägt auch nicht so richtig zum Spaß bei. 10 Schubladen für 3 Patronen zu öffnen ist für mich kein Gameplay, da wäre weniger mehr. Die Hintergrundinfos die man sammeln kann sind zudem interessant, haben aber leider kaum Effekt die Handlung besser zu verstehen bzw. diese agiert eher so, als hätte man diese Infos halt nicht gesammelt. Warum belohnt man den Spieler hier nicht mit Antworten auf offene Fragen, sondern gibt eher noch Gelegenheit für weitere Fragen?

Abgesehen davon präsentiert sich das Spiel grafisch, spielerisch und atmosphärisch auf höchstem Niveau. Die Emotionen sind stark dargestellt und ein Grund dafür, dass einen das Spiel emotional so packt, selten habe ich so bei einem Spiel gehadert und mitgefiebert, auch nach dem Ende noch darüber nachgedacht. Mission erfüllt werden die Entwickler sagen, Mission aber irgendwie auch erzwungen würde ich sagen. Definitiv ebenfalls ein Titel, der in Erinnerung bleibt, aber er hätte für mich noch besser sein können, runder, nicht so tief und gleichzeitig aber auch so flach. The Last Of Us Part 2 polarisiert stark.

Der oftmals geäußerte Punkt, die Gegner wären nicht clever genug, haben mich übrigens in beiden Teilen überhaupt nicht gestört. Ich fand auf “normal” oft genug den Tod und verspüre keine große Lust, perfekte Methoden austesten zu müssen, um einen Abschnitt zu überstehen. Spielerisch feiert man so durchaus auch Erfolge, zudem sind beide Teile extrem fair, was die Rücksetzpunkte angeht.

Sonstige Gedanken (mit Spoilern)

  • Ich begrüße den emotionalen Ansatz, den beide Spiele zeigen
  • Sehe definitiv eine Fülle von parallelen zum Tomb Raider Reboot
  • Der Part mit Ellie und Dina in Seattle ist für mich der beste Part von Teil 2 und extrem gelungen.
  • Joel hat in Ellie längst sein Heilmittel gefunden
  • Man hätte die finale Konfontration von Ellie und Abby in Seatlle stattfinden lassen sollen und nicht losgelöst in Kalifornien. Das Plus an Spielzeit hätte man auch in ein Addon packen können.

Das größte Problem der Story beider Spiele und vor allem des zweiten Teils ist für mich weder der Tod einiger oder vor allem eines Charakters und auch nicht Diversität. Beides war im Prinzip abzusehen. Vielmehr sind es die Schlüsselszenen, die im Vergleich zu allen anderen Aspekten der Spiele geradezu plump und fast lieblos gemacht sind. Plötzlich wird Raum zur Interpretation gegeben, obwohl man sonst keinen Raum für eigene Entscheidungen bietet. So erfährt man nie, ob Ellie von den Fireflies darüber informiert wurde, dass Sie bei einem Eingriff sterben würde. Bei der emotionalen Bindung, die Sie zu Joel hat und die das Fundament für den kompletten zweiten Teil bietet, ist es einfach völlig unmöglich, dass Sie sich nicht von Joel hätte verabschieden wollen. Auch das die Fireflies hier absolut keine Menschlichkeit zeigen, obwohl Sie diese angeblich bewahren und retten wollen, wirkt unausgereift. Es ist fast schon grotesk, dass dies nie thematisiert wird, auch nicht in Ellies Gedanken oder Tagebuch.

Letztendlich bestätigt vor allem der zweite Teil Joels Entscheidung aus dem ersten Teil komplett. Es wird kein Grund präsentiert, warum diese Menschheit ein Heilmittel verdient hätte. Eher das völlige Gegenteil ist der Fall. Jeder Verlust, den wir als Spieler begleiten, und das ist in beiden Teilen so, wird von Menschen herbeigeführt, bis auf eine Ausnahme, die Ellies Immunität und Antrieb, zumindest im ersten Teil erklärt. Seltsam auch, dass dieses bei all den Rückblenden und Erinnerungen im zweiten Teil nicht einmal eine Erwähnung findet. An den wenigen Momenten, die einem vor allem der zweite Teil mit positiver Grundstimmung anbietet, würde ein Heilmittel nichts ändern. Das wird bewusst von den Entwicklern so gemacht worden sein, aber leider überhaupt nicht aufgegriffen. Auf ähnliche Weise wird Ellies Immunität auch von Dina nie wieder aufgegriffen.

Ebenfalls äußerst kritisch war die Tatsache, sich mit Festtagsbeleuchtung und offenen Fenstern inmitten einer von erbitterten Kämpfen gesäumten Stadt zu präsentieren und sich auch innerhalb des Gebäudes ständig hunderte Meter voneinander weg zu platzieren. Das ist halt noch ärgerlicher, weil das die Basis für weitere Schlüsselszenen in der Story und halt auch im Gameplay ist. Warum gebe ich einer solchen Szene nicht eine bessere Grundlage als einfache Dummheit? In die gleiche Kerbe schlägt auch der Beginn als Joel und Tommy irgendwelche Fremden einfach locker, flockig begrüßen. So wie man das halt die letzten 20 Jahre auch gemacht hat. Nicht.

Die Absicht des Abby Parts in Teil 2 ist klar, hat aber weder für mich noch für viele andere funktioniert, weil es eben Teil 1 und den Anfang von Part II gibt. Abgesehen von der Story war der Teil auch zu reißerisch, der Hochhauspart hätte eigentlich als Highlight gereicht, aber dann muss noch eine Prise Resident Evil (Ground Zero) und noch mehr Tomb Raider (Schiffswrack, Die Insel) untergebracht werden, in der Summe einfach zu viel. Auch das Abby plötzlich ihr Leben für zwei Scars riskiert mit der Begründung “Ich brauchte das”, wirkt in Anbetracht der minimalen Zeitspanne unausgereift und erneut plump dem Spieler so Sympathien für Abby abzuringen. Sehr gelungen hingegen, dass Abby und Ellie sich oft nur knapp verpassen sowie die Begegnung mit Tommy.

In gewisser Weise ist die Handlung der nächsten Teile nun auch schon vorgeschrieben. Es ist nicht davon auszugehen, dass Naughty Dog den eingeschlagenen Story Weg nun ändert und irgendwann ein harmonisches Happy End nach dem “One Last Ride for Good Prinzip” liefert. Somit hat Ellie sowieso zu viele Gräueltaten begangen und wird früher oder später ebenfalls sterben. Ich gehe nicht davon aus, dass es für ein Gegenmittel sein wird, eher für eine Person oder den Glauben an eine Sache. Wenn die Entwickler den harten Weg weiter gehen, vielleicht auch für weniger oder nichts. Ich würde auch vermuten, dass Ellie kein Hauptcharakter mehr in Part III sein wird, bzw. es eher wieder auf eine Episodenhafte Erzählung mehrerer Charaktere, vielleicht auch über mehrere Jahre hinauslaufen wird.